Die Straße fest im Blick. Am Horizont wird es dunkel. Je näher ich dem Horizont komme, scheinbar zum Greifen nah, werden die düsteren Schatten immer höher. Sie ragen ins Unendliche – umhüllt von einer dichten Schicht, die zuckerwattegleich am Himmel zu kleben scheint.
Ich kneife meine Augen noch etwas fester zu, atme tief ein und als ich sie wieder öffne, kann ich sie immer noch nicht begreifen: die Schönheit dieses Landes. Es ist kein Traum. Ich finde mich wieder, inmitten der massiven Gebirgszüge der Alpen, in Österreich.

Schroffes, kantiges Gestein tut sich am Horizont auf, wird immer realer und mit jedem Zentimeter, den wir näher kommen, wirkt aller noch einmal imposanter. Majestätisch, wie es seine Zacken gen Himmel reckt. Die Wolken hängen tief und legen sich wie eine sanfte Decke über die Alpen, nur die Spitzen ragen heraus. Das saftige Grün am Hang, ich kann es riechen. Es ist frisch und intensiv. Egal wohin man sieht, überall entspringen kleine Quellen, die rauschend und tosend die Felswände hinabstürzen und doch: alles ist friedlich, alles ist gut.

Ich atme ein, ich atme aus. Bewusst.
Nehme so, mit jedem tiefen Atemzug die Energie der Natur in mich auf.
Ich gebe Gas, sanft presst mich die Geschwindigkeit in den Sitz. Ein Lächeln breitet sich aus, als ich am Fuße der massiven Berglandschaft zum Ausgangspunkt unserer Reise fahre – das Ziel: entlang der Hochalpenstraße zum Gipfel des Großglockner.
Schon jetzt, kurz vor dem Start bin ich überwältigt, von Mutter Natur, ihrer Schaffenskraft. Gleichzeitig ein Stich in mein Herz, mit dem Wissen, dass das alles nicht mehr so sein wird, sich schon verändert hat. Dort wo früher schneebedeckte Hänge waren, sind heute nur graue Reste übrig.

Es geht los. Auf direktem Weg nach oben, dem Himmel entgegen. Die kurvige, teils schmale Straße führt gefährlich nah am Abhang entlang. Nervenkitzel ist vorprogrammiert.
Ein Aha-Moment jagt den nächsten. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie naiv sage ich leise in Gedanken zu mir, dass ich am Fuße des Berges dachte, dass ich die vollkommene Schönheit dieses Landes begriffen habe.
Hoch über den Wolken, wir haben die ersten schnittigen Kurven hinter uns gelassen, inmitten des saftigen Grüns und der schroffen Berglandschaft – ein Gegensatz der nicht krasser sein könnte – merke ich, wie sich Glück anfühlt. Frei und leicht.
Wir schrauben uns energiegeladen den steilen Straßenzug nach oben. Kehre um Kehre kommen wir unserem Ziel, dem Gipfel, immer ein Stück näher.
Zwischendurch ein kleiner Stopp – das muss sein.
Ich öffne die Tür, spüre die kalte, klare Bergluft – wie sie in den Wagen strömt. Die Sonne versteckt sich hinter dichtem Nebel, einer sanften weiß-grauen Wand. Eine Gänsehaut erfasst mich. Der Blick auf die Armatur verrät, es sind zehn Grad. Vom frühlingshaften Wetter im Tal ist nicht viel übrig. Es ist beängstigend und magisch zugleich.
Ein kurzes Frösteln. Egal, denke ich und steige aus. Ich trete an den Abgrund, schließe die Augen, lasse alle Gedanken los und denke an nichts. Es ist ruhig. Es ist einsam. Es ist heilsam.


Als ich die Augen öffne, findet mein Blick den Weg ins Tal, über eine Frühlingswiese. Wie auf einem reichlich gedeckten Tisch reihen sich die saftigen Kräuter und Wildblumen aneinander. Alles wirkt so einladend, zum Verweilen und Genießen. Weiter unten, ein türkisblauer See.
Es ist schöner als ich mir in meinen Träumen ausgemalt habe. Ich wünschte ich könnte die Zeit anhalten, verweilen, so bleiben, nur ein kleines bisschen länger.

Nach dem Stopp geht es weiter, in Gedanken fest gemalt, nie vergessen, der Blick über die Weiten. Noch in Erinnerungen schwelgend, finde ich mich auf der Straße wieder, spüre das Kribbeln im Bauch, das mit dem Treten des Gaspedals einsetzt.
Weiter gehts – das Lenkrad fest im Griff: höher, weiter, schneller. Ich kann ihn fast sehen, den Gipfel, das Ziel, umhüllt von all dieser Schönheit. Und dann reißt die Sonne ein Loch in die watteweichen Wolken. Perfekt denke ich.


Am Gipfel angekommen, steige ich aus. Zufrieden, warm ums Herz, trotz frostigen Temperaturen. Ich blicke hinab ins Tal und schließe die Augen. Glücklich.

Hallo Anne,
wenn man das alles so liest, will man wieder gerne weg. Am besten in die Berge. Sehr toller Bericht, hat uns sehr gefallen. Wünschen ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
Sarah und Marco
Liebe Anni,
ein echt guter Beitrag & deine Bilder sind der Wahnsinn. Echt klasse, dass du deine Filter selber baust – ich hab da gar kein Händchen. Und was Blende und Co angeht, muss ich auch noch gewaltig üben. Du bist da ja echt schon Profi.
Liebe Grüße,
Sarah
http://www.vintage-diary.com
Liebe Anni,
da bekomme ich direkt Lust darauf mich ins Auto zu setzen und loszufahren 🙂
Wirklich toller Beitrag!
Liebe Grüße
Victoria