“Schatz kannst du heute einkaufen?” – “Ja klar, schreibst du mir einen Zettel?” oder “Bist du gestresst? Dann sag doch, wenn du Hilfe brauchst.” Schon mal was von Mental Load gehört?
Dinge, die mit der Schwangerschaft und den damit verbundenen neuen Aufgaben noch präsenter werden: Klassische Rollen- und damit Arbeitsverteilung und Mental Load. Sprich, neben ganz offensichtlichen Aufgaben im Zusammenleben, gesellen sich noch zig unsichtbare To-dos, die heute noch immer vor allem von Frauen getragen werden.
Klopapier ist alle! Einkaufen und kochen, Wäsche und Haushalt erledigen. Zahnarzttermine vereinbaren, Geburtstage und Familienfeiern oder die Besuche bei Eltern, Tanten oder Großeltern planen und selbstverständlich die Geschenke kaufen. Moment, haben wir noch Geschenkpapier?
Klingt auch ohne Hund und Kind nach einem Fulltime-Job? Ist es auch und das kann ganz schön fordernd sein, wenn man selbst vierzig Stunden oder mehr arbeitet und die meiste Last auf der Partnerin liegt. Auch wenn, Männer heute im Haushalt helfen – oft aber eben erst nachdem man gefragt hat.
Mental Load: Jeder vierte Mann wartet im Haushalt auf Anweisungen der Partnerin.
businessinsider.de
Wer hat schon Lust nach einem langen Tag, mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht und hübsch zurecht gemacht, dem Ehemann ein deftiges Abendessen zu servieren und die perfekte Hausfrau zu spielen – einfach, weil sich das so gehört.
Und es ist nicht nur das Abendessen was vorbereitet werden will, es bedarf noch der gesamten Planung und Organisation einer scheinbar kleinen Aufgabe – was soll es geben, was schmeckt wem, was ist noch an Vorräten vorhanden, wann gehe ich einkaufen und mache den Abwasch.
Ja, das ist natürlich überspitzt, aber bringt sicher auf den Punkt worauf ich hinaus will. In heterosexuellen Paarbeziehungen ist es heute noch überwiegend der Fall, dass die Frauen den Großteil von Alltagsaufgaben, körperlich und mental, übernehmen.
Dabei geht es nicht nur um die reine Zeit, die es braucht, die volle To-do-Liste abzuarbeiten, sondern auch ständig hundert Tabs im Kopf offen zu haben und auch an alle diese und noch viel mehr Dinge zu denken.

Sichtbarmachen von Aufgaben und Mental Load
Auch, wenn wir Frauen heute in der glücklichen Position sind, dass sich an der althergebrachten Aufgabenverteilung und der damit verbundenen Care-Arbeit etwas tut, gibt es noch genug Potential zur Verbesserung. Und dazu gehört es, die unbezahlte Care-Arbeit und Mental Load sichtbar zu machen und entsprechend als eine ernst zunehmende (Mehr-)Arbeit anzuerkennen. Und dabei ist es egal, ob die Frau “Vollzeit-Hausfrau” ist oder eine Teil- oder Vollzeitstelle bekleidet.
Es geht nicht ohne Kommunikation und Sichtbarmachen und einem frühzeitigen Aufteilen von Aufgabenbereichen – und hier sind beide Partner gefragt.
Klar zu kommunizieren was erwartet wird, ist besser als vorwurfsvoll anzukreiden, was man selbst und der andere eben nicht gemacht hat.
Was beiden Partnern hilft, ist deutlich zu machen, was zu tun ist und sich auch bereitzuerklären, die entsprechenden Aufgaben und alle damit verbundenen anderen To-dos zu übernehmen. Das geht los bei den offensichtlichen Dingen, wie Haushalt und Wäsche erledigen und dann natürlich auch sicherzustellen, dass die entsprechenden Putzmittel im Haus sind und endet bei Dingen, wie der Essensplanung und dem Schreiben der Einkaufsliste – einkaufen gehen kann man dann ja auch gemeinsam.
Es geht also konkret darum, nicht nur einzelne Aufgabenteile, wie bei meinem eingangs genannten Einkaufszettel-Beispiel, sondern von A bis Z Verantwortung und Denkarbeit zu übernehmen.
Wichtig ist, sich abzustimmen und im Notfall nicht stur an Listen und mündlichen Verträgen festzuhalten, sondern gemeinsam zu funktionieren.
Aber auch, Memo an mich und alle anderen Frauen da draußen: Aufgaben abgeben, weniger nörgeln und auch akzeptieren, dass anders machen, nicht falsch machen heißt.
Mental Load extrem
Und ich merke, jetzt da ein gemeinsames Drittes ins Spiel kommt, wird es richtig spannend: Die Anmeldung im Kindergarten, die gefühlt vor dem positiven Test präsent ist und die ja essenziell ist, wenn man als Frau in Elternzeit geht und trotzdem nach einem Jahr wieder karrieretechnisch durchstarten möchte und somit auch den Unterhalt für alle und sich selbst absichert. Die Suche der Hebamme, nach einem Kinderarzt oder der Klinik für die Entbindung. Nicht zu vergessen, die diversen Behördengänge und Anträge vor und nach der Geburt – ich könnte die Liste ewig fortführen.
Mental Load extrem sozusagen – und die Frage, warum denken Frauen eher daran, als Männer? Gesehen, gelernt, gelebt!
Es gibt sicher noch genug Menschen da draußen, die diese Frage auch mit unserem früheren Leben als Höhlenmenschen zu beantworten wissen.
Am meisten macht mich daran wütend, dass die Vaterrolle auch in 2021 noch immer nicht gleich der Mutterrolle verstanden wird – und nein es geht hier nicht ums Stillen oder das Kinderkriegen selbst. Jetzt wo ich selbst Teil dieser Baby Bubble bin, sehe ich wie gerade in sozialen Netzwerken, Mütter und Frauen an den Pranger und ihre Rolle als Mutter in Frage gestellt werden.
Ich freue mich schon auf Fragen, wie „Du bist alleine unterwegs, wo ist dein Kind?“ oder „Du arbeitest in Vollzeit?“ oder auf Aussagen, wie „Super, dass dich dein Partner so unterstützt!“.
Wieso wird von Unterstützung gesprochen, wenn doch jemand genauso Elternteil ist, wie ich. Ist es in einer gleichberechtigten Beziehung zu viel, zu erwarten, dass auch ein Mann „typisch weibliche“ Aufgaben übernimmt und ganz selbstverständlich Vater und nicht nur Nebenrolle ist.
Ist es nicht oft der Fall, dass der Vater gelobt wird, wenn er Zeit mit seinen Kindern verbringt, während es für die Frau selbstverständlich ist? Dass heißt nicht, dass ich nicht alles für mein Kind tun würde oder es nicht genug liebe.

Liebe heißt nicht, dass ich alle anfallenden Aufgaben selbst übernehme, mich ausschließlich der Mutterrolle hingebe und dabei meinen Partner entlaste, damit er auch noch Mensch und eigenständiges Individuum sein kann. Was soll dann aus mir werden, wenn die Kinder aus dem Haus sind?
Mutter und Vater sind zu gleichen Teilen Eltern und haben, gerade in einer modernen Welt in der wir leben, gleichermaßen dafür Sorge zu tragen, dass das Familienleben läuft. Und das bedeutet eben nicht, dass der Vater nur die Stunden auf dem Spielplatz verbringt, sondern selbst auch mal – ohne Aufforderung – den Einkauf erledigt, den Kochlöffel oder Putzlappen schwingt, die U-Untersuchungen und die Geburtstage der Familie im Blick hat und seinen Kindern, egal ob Junge oder Mädchen vorlebt, dass in einer Familie nichts typisch weiblich oder männlich ist.
Ganz klar ist, jedes Paar muss für selbst herausfinden was der richtige Weg ist und es kann nicht immer und zu jeder Zeit hundertprozentige Balance geben.

Quellen:
https://equalcareday.de/was-ist-mental-load/
https://mobil-krankenkasse.de/wissen-gesundheit/magazin/01-2020/mental-load.html
https://www.businessinsider.de/leben/mental-load-hausarbeit-jeder-4-mann-will-anweisungen-der-partnerin/