Es gibt mehrere Gründe dafür. dass ich so lange nichts geschrieben habe.

Mir fehlte es einfach an Zeit, zumindest kurz nach der Geburt unseres Sohnes Matti. Und es fehlte mir an Inspiration, an Themen, die meinem Blog ausmachen.
Obwohl das so nicht richtig ist. Ich habe mich einfach davor gesträubt, auf Mamabloggerin zu machen, über Dinge zu schreiben, die mich in meiner Rolle als Mutter angreifbar machen oder die andere Menschen verletzen könnten.

Achtung explosiv: Kindererziehung. Irgendwer hat immer eine Meinung oder weiß es besser. Als Mutter brauchst du ein dickes Fell.

Noch ein Mamablog

Ich habe ständig darüber nachgedacht, worüber ich sonst schreiben könnte. Was in mir vorgeht, was ich fühle. Doch fast alles was ich in den ersten Wochen und Monaten erlebt habe, war, wie sollte es anders sein: Babyalltag. 

Ich wollte meinen Blog nicht zum Mittelpunkt von Windeln, Babykotze und Spielzeug machen.
Heute frage ich mich: warum eigentlich nicht? 

Mama, das bin ich jetzt. Mein Baby gehört zu mir, also warum nicht über das Schreiben was mich als Mama bewegt, unbekannte Herausforderungen und neue Gefühle.

Alles ändert sich. Wir ändern uns, warum nicht auch das worüber ich schreibe. Es ist das was mich bewegt und irgendwie war das ja auch bisher die Basis meiner Texte.

Noch ein Grund nicht über den Alltag als Mutter zu schreiben ist, dass das Thema Baby und Kindererziehung ein sehr sensibles ist. Ein Kind mischt die Karten neu, plötzlich nehmen alle eine neue Rolle ein. Kindererziehung birgt viel Konfliktpotenzial, nicht nur in der Familie.

Achtung explosiv

Ich glaube nur Politik hat mehr Konfliktpotenzial als Kindererziehung.

Man kann sich nicht öffnen, ohne dass sich jemand angegriffen fühlt. Und: Irgendwer hat immer eine Meinung oder weiß es besser.

Seine eigene Meinung zu vertreten ist schwer, gerade, wenn man gelernt hat, als Mädchen oder Frau jedem gefallen und es allen recht machen zu müssen.

Jetzt wo ich ein Baby habe, sollte mir die Meinung anderer noch einmal mehr egal sein – und daran arbeite ich. Es geht um uns, als kleine Familie, es geht um unser Baby und auch um mich, als Mutter. 

Wer kinderlos ist, kann man einfach nicht mitsprechen. Man kann es versuchen, aber es wird nicht klappen.
Das habe ich auch gelernt und es ist wirklich verrückt, wie sich auch meine eigenen Ansichten geändert haben.

Für mich waren das die Horrorszenarien schlechthin: Das Kind wirft sich vor dem Süßigkeitenregal im Supermarkt auf den Boden oder rennt auf der Straße vor dir weg und brüllt was das Zeug hält.

Früher war ich der felsenfesten Überzeugung, dass ich mir sowas von meinem Kind nicht bieten lasse. Was sollen auch die anderen denken? Dass ich mein Kind nicht im Griff habe, diese kleine verzogene Göre?!

Mein Sohn darf alles fühlen – Wut, Angst, Traurigkeit und Glück und alles was dazugehört
– und alles auf einmal.

Er darf laut sein, und auch leise. Und wenn sich jemand dadurch gestört fühlt, Bitteschön!

Verstehen, nicht bestrafen

Bis sich Matti wütend durch die Gänge vom Supermarkt rollt, ist noch ein wenig Zeit. Zeit zu wachsen, als Mutter.

Aber ich weiß jetzt schon: Ein Kind will nicht provozieren, es ist überfordert, braucht Unterstützung und keine Bestrafung.

Wenn es bei uns dann soweit ist, bedeutet das nicht, ich lege mich mit ihm auf den Boden – auch, wenn man das vielleicht manchmal sogar möchte. Aber es dürfte schon helfen, auf Augenhöhe mit ihm zu sprechen, also werde ich mich auf die Knie begeben.
Aber es bedeutet auch, ich werde meinen Sohn nicht auf dem Boden liegend aus dem Laden zerren oder brüllen, damit er endlich (auf)hört. Ich will versuchen ihn zu begleiten, für ihn da zu sein.

Sollen die anderen doch denken was sie wollen. Was wissen die schon, über mich, über mein Kind oder die Situation und über eine Erziehung, die nicht auf Strafen basiert, sondern sich an den Bedürfnissen meines Kindes orientiert.

Schlimm genug, dass lange Zeit galt, ein Baby schreien zu lassen, würde dem Verwöhnen des Kindes vorbeugen. 
Dabei muss man sich nur vor Augen halten, dass ein Baby unfertig auf die Welt kommt, das es hilflos ist. Es kann sich nicht selbst versorgen, kann bei Gefahr nicht fliehen, fürchtet die Dunkelheit, dass Alleinsein.

Ein Baby wird nie schreien, weil es besonderen Spaß daran hat, dich zu quälen. Warum ist vielen Menschen einfach nicht bewusst, dass es ganz einfach keine andere Möglichkeit hat, mit anderen Kontakt zu treten, zu sprechen oder vom Tag zu erzählen.

Für mich ist klar, mein Kind muss nicht spuren, immer fröhlich oder lieb sein und lächeln. Es soll keine stumpfen Strafen hageln.

Mein Sohn darf alles fühlen – Wut, Angst, Traurigkeit und Glück und alles was dazugehört – und alles auf einmal.
Er darf laut sein, und auch leise. Und wenn sich jemand dadurch gestört fühlt, Bitteschön!

Und ich werde mein Kind nicht verbiegen, damit ich und wir vor all den anderen eine gute Figur machen.
Wir leben in 2022 und alte Erziehungsmethoden haben ausgedient.

Wir müssen endlich verstehen, dass ein Kind ein Kind ist, kein Erwachsener. Dass es Hilfe braucht, Begleitung, um all die Höhen und Tiefen durchzustehen. Und wir es samt seiner Gefühle, Ängste und Tränen ernst nehmen.

Vielleicht hilft es sich klar zu machen, dass ein kleines Kind nicht logisch denken kann, noch nicht ironisch, geschweige denn überhaupt richtig spricht und nicht versteht, wenn man rhetorische Fragen stellt.
Wenn du kein Nein hören willst, dann frag nicht danach. 

Und wo wir gerade dabei sind: Bleibt mir fern, mit eurem „Jungen weinen nicht.“ oder „Sei stark wie ein Mann.“ Nennt Mädchen oder Frauen keine Zicken, denn wir sind keine Tiere. 

Haltet euch zurück, wenn ihr sagen wollt: “Das war doch nicht so schlimm.” oder “Da muss man doch nicht weinen.” Macht ihr es doch, sprecht ihr einem Kind seine Gefühle ab.

Noch weiß ich nicht, wie es in eins, zwei, drei Monaten oder Jahren aussehen wird, aber ich will versuchen mein Bestes zu geben.
Und ich bin mir sicher: Es werden auch Tage, Momente und Situationen kommen, die mich an meine Grenzen bringen werden.
Dann soll mein Mantra sein: Unser Alltag ist ihre Kindheit.


Quellen: Katharina Saalfrank – Kindheit ohne Strafen, Nicola Schmidt – artgerecht projekt

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