Wie soll es weitergehen mit Covid-19?!
Das Virus ist die Beweis- und Zerreißprobe für unsere Gesellschaft. Es ist die schwerste Probe, auf die wir gestellt werden, die ich mir überhaupt vorstellen kann.
Vor ein paar Wochen war alles so normal und nun scheint die Welt still zu stehen, während wir nur zuschauen können was gerade mit uns passiert.
Corona macht die Gesellschaft nicht nur physisch krank, es zeigt sich schon jetzt wo Abgründe entstehen. Da werden lebensnotwendige Medikamente und Arbeitsmaterialien geklaut, da wird gehamstert ohne Sinn und Verstand.
Ich will gar nicht wissen, wie finanzieller Wohlstand ganze Gesellschaftsschichten beflügelt, während andere auf der Strecke bleiben – noch stärker als es bereits jetzt der Fall ist.
Was eine Herausforderung ist, kann jedoch sogleich eine Chance sein. Doch aktuell werden die Karten noch neu gespielt. Eine Vorstellung von einem “Danach” habe ich nicht.
In den letzten Tagen macht sich in mir ein mulmiges Gefühl breit. Es wird immer stärker, auch wenn ich mich nicht ständig mit der Corona-Krise auseinander setzen möchte.
Anfangs habe auch ich das Virus mit einer normalen Grippe abgetan, einem Schnupfen, einem Husten.
Ältere Todesopfer, so dachte ich – die wären auch an anderen Erkältungssymptomen gestorben.
Anfangs habe ich Verschwörungstheorien belächelt.

Die Lösung: Zeit
Während nun jeden Tag neue Vorkehrungen getroffen werden, um die Zeit zu unserem Verbündeten werden zu lassen, beginnt auch in mir ein Umdenken. Es beruhigt, zu wissen, dass wir mit mehr Zeit weniger Todesopfer zu verzeichnen haben und wir so den Ärzten, Krankenschwestern und jeglichem Pflege- und Hilfspersonal ausreichend Zeit zum Handeln einräumen können.
Und doch, normal ist das für uns westliche Gesellschaft nicht: Regulierung des alltäglichen Lebens! Grenzen werden geschlossen, Flüge werden annulliert, einzelne Städte ordnen Hausarrest an, wir steuern direkt auf eine folgenschwere Wirtschaftskrise zu … ich könnte die Liste ewig fortführen.
Ein so hochmodernes Land wie Deutschland hält den Atem an. Richtig beklemmend wirkt die Vorstellung, was in Ländern auf die Bevölkerung zukommt, in denen es kein solch modernes Gesundheitssystem gibt wie hier?!
Ich selbst habe, in Absprache mit meinen Eltern, meiner Oma eine Ausgangssperre verordnet.
Wann ich mich traue sie der Gefahr auszusetzen, sie zu besuchen? Ich weiß es nicht.
Ich gehe im Supermarkt auf Abstand, frage mich, ob ich Freunde und Bekannte drücken darf. Ich habe raue und kaputte Hände vom vielen Händewaschen. Leere Supermarktregale erinnern mich an Kuba oder an die Erzählungen unserer Eltern, die während DDR-Zeiten in einer Mangelgesellschaft groß geworden sind.
Schlicht und ergreifend: einen solchen Ausnahmezustand habe ich – und mit Abstand die meisten meiner Mitmenschen noch nicht erlebt.
Wird es wieder Normalität geben?
Und dann stelle ich mir immer öfter die Frage, wie kann jemals wieder Normalität einkehren?
Wie können wir zurückkehren zu einem Alltag, den wir kennen, der uns all die Freiheiten einräumt, die wir bisher als selbstverständlich und unumkehrbar angenommen haben?!
Wann ist die Gefahr vorüber?
Wann kann ich meine Oma wieder drücken, die wohl am meisten von unserer Familie unter sozialer Isolation leidet.
Und dann denke ich an die, die in der Isolation auch eine Gefangenschaft spüren und ich meine hier ein reales Gefängnis aus häuslicher Gewalt. Oder was ist mit denen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben und dringend auf ein festes Konstrukt an Sozialkontakten angewiesen sind.
Frauenhilfe/Hilfetelefon: 08000 116 016
Akute Hilfe finden alle Betroffenen hier
Telefonseelsorge: 0800 / 111 0 111 & 0800 / 111 0 222 & 116 123

Und dann denke ich mir, wir dürfen bei all der sozialen Isolation eins nicht vergessen: Das Miteinander, das nun in anderer Form stattfinden muss.
Ruft euch gegenseitig an, probiert Videochats! Und vor allem: helft Älteren und Schwächeren beim Einkaufen, beim Gang zur Apotheke – gerade diese Bevölkerungsgruppe gehört unterstützt und geschützt.
Bei all den Gedanken, eins ist gewiss: ein Leben wie vor Corona wird es nicht mehr geben (können).
Das Virus wird durch das Gewinnen von Zeit nicht verschwinden, etwa 60-70% werden sich anstecken.
Was, wenn wir nach den Osterferien zurückkehren zum bekannten Miteinander?! Neue Ansteckungsketten sind nicht aufzuhalten.
Für den Kampf gegen das Virus haben wir künstlich die „Zeit gestoppt“ – während sich die Uhr des wahren Lebens nicht aufhalten lässt: keine Prüfungen, keine Absolventen, keine Arbeitskräfte. Keine zahlende Kundschaft, keine Aufträge. Und immer so weiter. Eine Todesspirale für Unternehmen, für Selbstständige, für ganze Branchen.
Es macht mir Angst, aber in Panik möchte ich nicht verfallen. Ich frage mich vielmehr: Was macht diese Ausnahmesituation mit uns?

Werden wir auch, nach den künstlich geschaffenen Schulferien und den staatlich auferlegten Ausgehverboten, in unseren sozialen Kontakten staatlich reguliert?!
Ist soziale Distanz die Lösung für ein Leben mit Covid-19 und ist eine vernetzte und digitalisierte Welt die Antwort darauf?!
Werden wir Erwachsenen künstlich auf Abstand gehalten – Schichtarbeit mit Sicherheitsabstand, eine Kantine mit Esskabinen, mindestens ein freier Sessel im Kino links und rechts von dir und wie geht das im Schwimmbad?! Ich male mir Situationen aus, die urkomisch und gleichzeitig extrem bedrückend auf mich wirken.
Werden unsere Kinder Oma und Opa nur noch durch Videotelefonie kennenlernen. Spielen sie mit Freunden nur noch virtuell?!
Bitte keine Theorien ohne Beweise!
Corona ist das Thema Nummer eins – nur noch wenige Schlagzeilen befassen sich mit etwas anderem. Zu Donald Trumps Verschwörungstheorie, derer nach das Virus ein Angriff auf seine Staatsmacht und die Gefährdung seiner Wiederwahl sein soll, gesellt sich eine noch viel erschreckendere Theorie.
Auch Giorgio Agambens Ansicht nach, sei die Gefahr um das Virus – welches der herkömmlichen Grippe gleicht – künstlich erzeugt. Und das alles nur, um die Gesellschaft bewusst regulieren, staatlich lenken, aber vor allem einschränken zu können.
Parallel soll die in den Ländern gleichzeitig und bewusst ausgelöste Panik, dazu dienen die derzeitigen Weltmachtstellungen neu zu mischen. In einer künstlich herbeigeführten Weltwirtschaftskrise sieht er außerdem China als heißen Anwärter auf den ersten Platz unter den Konkurrenten.
Dabei verliert Agamben gänzlich wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zur Erkrankung durch Covid-19 aus den Augen.

Leben wir schon jetzt eine Dystopie unserer Realität?!
Fakt ist, Covid-19 ist nicht nur schwarz & weiß, es wird nicht unser Ende sein. Es wird eine Herausforderung und gleichzeitig wird das Virus zu gesellschaftlicher – zu unser aller Entwicklung beitragen – ob und wie schnell sich ein jeder einzelne daran gewöhnen und mit dieser Veränderung wachsen wird, bleibt abzuwarten.

Krass wie so ein kleines Virus einen Einschnitt in unser aller Alltag bedeutet und sämtliche Planungen über den Haufen wirft. Voller Vorfreude auf meinen Urlaub habe ich gerade noch einen Artikel über 10 Gründe, warum man Rom gerade im Frühling besuchen sollte veröffentlicht und jetzt musste ich den geplanten Urlaub nächste Woche leider absagen… willkommen im Leben. Ich hoffe, dass der Spuk bald ein Ende hat. Bis es soweit ist bleibe ich zuhause und versuche die Zeit zu nutzen das Chaos um mich herum zu verarbeiten und positive Schlüsse daraus zu ziehen . Gerade fällt es mir echt schwer da durchzublicken…. Danke für deine Impulse! Tanti saluti, Julia /
Ein guter Ansatz. Sich die Zeit zu nehmen Zeit und versuchen sie zu so gut es geht zu nutzen kann nicht schaden. Ich versuche mir gerade auch wieder die positiven Aspekte in Erinnerung zu rufen… So sehr wie nie fingen die Menschen in meinem Umfeld an die kleinen Schätze in ihrem näheren Umgebung stärker wertzuschätzen. Wandern, Spazieren, Zeit in der Natur hatte hier in Italien nach den langen Wochen des Lockdown auf einmal einen extrem hohen Stellenwert und kleine Orte, in die sich seit Jahren kein Reisender verirrt hat, wurden plötzlich attraktive Urlaubsziele. Ja, das Virus ist eine Herausforderung, aber ich hoffe, dass es uns gelingt daran zu wachsen – im Kleinen, wie im Grossen… 🙂