Mit dem Rennrad durch die City? Nicht unbedingt ein Highlight für mich. Da brauche ich glatte Straßen, Ruhe und Zeit, abseits vom Rummel der Stadt.

Als Dorfkind bin ich verwöhnt von einsamen Landstraßen, die scheinbar niemals enden wollen und die Freiheit für Körper und Geist bedeuten.

In der Uni wurde das Radfahren in der Stadt dann fester Bestandteil meines Alltags, inklusive der vielen Gefahren, die trotz gut ausgebauter Radwege auf uns Radler warten: Schienen, Bordsteinkanten, unachtsame Verkehrsteilnehmer.

Zwischen Vorlesung, Mensa und Kaffeeklatsch oder Unisport am anderen Ende der Stadt, blieb oft nur wenig Zeit. Mit dem Rad ist man da eindeutig besser bedient.

Husch, husch rein ins Körbchen: Tasche, Sportbeutel oder die Einkäufe schnell verstaut und schon geht es entspannt und sicher ans Ziel.

In dieser Zeit habe ich es zu schätzen gelernt, aufrecht durchs Leben zu radeln.

*Alle Bilder in diesem Beitrag wurden analog geschossen.

Helmut hat mich fast fünf Jahre begleitet. Ein Erbstück vom Opa einer Freundin, daher der Name. Mein Damenrad war überall dabei. Und wenn ich doch mal solo unterwegs war, erzählte ich eben von meinem Stadtrad mit Männernamen und prahlte mit Fotos vom blumengeschmückten Körbchen.

Und auch mit dem Umzug nach Leipzig, erwies sich mein Damenrad als äußerst praktisch. Doch irgendwann kam der Tag, an dem ich Helmut schweren Herzens gehen lassen musste. Das veränderte mein Leben in der Stadt. Mein altes, schweres Trekkingfahrrad holte ich nur im äußersten Notfall aus dem Keller oder wenn der Weg zu Fuß wirklich zu weit war.

So verging einige Zeit, in der ich immer wieder mit dem Gedanken an ein neues Stadtrad gespielt habe und in diesem Sommer war es dann soweit.

Ich wusste genau was ich wollte und doch sagte mir meine Vernunft: Kauf dir ein Rad mit dem geringsten Diebstahlpotential, denn für ein zweites Fahrrad in der Wohnung ist kein Platz. So sollte es sein – ein unauffälliges Damenrad, günstig und stabil, mit Körbchen – neue Blümchen hatte ich in großer Vorfreude schon gekauft. 

Bei RadFreund in Leipzig habe ich genau das gefunden, was ich gesucht habe. Noch am selben Abend zahlte ich mein neues Fahrrad an und plante es am nächsten Tag abzuholen. 

Die Wartezeit bis der Papierkram erledigt war, nutzte ich noch schnell für eine Probefahrt mit meinem heimlichen Favoriten unter den Citybikes. Und da ist es geschehen. Liebe auf den ersten Tritt. 

Ich blieb vernünftig – bis zum nächsten Morgen. Unzählige aufgeregte Anrufe innerhalb kürzester Zeit und ich bin mir sicher, mit dieser Aktion ich habe den Pokal als skurrilste Kundin verdient, siegte Herz über Kopf. Was jetzt noch fehlt, ist das Körbchen zu meinem Caferacer von Creme Cycles.

Nun kann ich endlich wieder durchstarten – auf Erkundungstour mit Fahrrad, Kamera und einem guten Gefühl. 

Und wenn ich dann die schönsten Seiten der Stadt auf Film gebannt habe, bin ich in der Mittagspause schnell zum Fotolabor meines Vertrauens geradelt. 

Leipzig ist einfach die Fahrradstadt schlechthin – da können auch Metropolen, wie Kopenhagen oder Amsterdam einpacken. Du kannst schnell von A nach B fahren und wenn du willst, kannst du in eine vielfältige und spannende Fahrradkultur, aus Cafés, Läden und Werkstätten eintauchen. Und egal wo ich unterwegs bin, merke ich, ein Fahrrad hat ebenso „Smalltalk-Potential“, wie ein Hund und man lernt blitzschnell neue Menschen kennen.

Besonders stolz bin ich, dass ich mit meinem neuen Rad und meiner persönlichen Fahrradgeschichte im aktuellen Heft von WE RIDE LEIPZIG // HEFT 11, AUSGABE 3/2020 bin. Das Magazin gibt es in unzähligen Cafés, Bars und Läden der Stadt.


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